Der Blick ins Kaleidoskop
«Siehst du die vielen farbigen Glassteine? Das alles bist du – oder ich –, je nach Betrachter. Du siehst ein schönes, harmonisches Bild und glaubst irgendeinmal, du hättest dich in allen Facetten erkannt und begriffen. So erging es mir. Dann drehst du ganz wenig das Kaleidoskop – bei mir war es die Pensionierung – und du siehst ein völlig anderes Bild, doch die Steine sind immer noch dieselben. Auch das bist du. Es ist deine Wahrheit. Mal laufen die Glassteine auseinander, dann fliessen sie wieder zusammen. Erst Polizist und dann ein Mörder. Dreh dran, und du bist Metzger.»
Jauchens Hände zittern. Gebannt starrt er auf die bunten Bilder.
«Dreh dich jetzt, Jauchen, richte den Blick zur Wand hinter dir, und du siehst ein völlig anderes Bild. Vielleicht bist du nun in einer anderen Zeit. Hier und doch nicht hier. Drei Stunden von Bern – ganz nah und doch so fern. Nun dreh wieder am Kaleidoskop. Wieder hat sich das Muster leicht geändert, doch auch jetzt sind es immer noch dieselben Steine. Nichts kam dazu, nichts wurde weggenommen. Doch statt einer Frau liebst du nun einen Mann. Wie der junge Schwab – und er bezahlte es mit seinem Leben.»
>>> Gehris Sommer – “In drei Stunden von Bern” (Roman)
Tradition und Kunst im Dienst der Mächtigen
Der Vater/Sohn-Konflikt zwischen dem bekannten Kunstmaler Franz Niklaus König und dessen Sohn Rudolf, der mit neuen Ideen im Jahr 1814 von seiner Ausbildung beim Maler Jacques-Louis David in Paris in die Schweiz nach Interlaken zurückkehrte, nimmt einen tragischen Verlauf.
Unspunnen ist das Reizwort, das die beiden trennt.
Der Vater, seinen Blick in die Vergangenheit gerichtet – der Sohn, beseelt von der Vision von Gleichheit und Freiheit, beteiligt sich am Aufstand im Oberland gegen die Regierung in Bern, welche die alten Zustände vor 1798 wieder herstellen will.
Verhaftung, Gefängnis, Krankheit und der nahe Tod des jungen Künstler bringen Vater und Sohn wieder näher.
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Video
Ein Beitrag des Lokalfernsehens Lyss zur Lesung “In einem kalten Land”: