Rudolf König, Unspunnen und die heile Welt

(7 Kundenbewertungen)

27.00CHF

Artikelnummer: 978-3-9525627-0-3 Kategorie: Schlagwörter: , , , , , , , ,

Beschreibung

Neun Jahre sind seit dem 1. Unspunnen-Fest von 1805 verflossen – Vergessen sind die Ideale von Gleichheit und Brüderlichkeit, von der Annäherung von «Oben» und «Unten», von der Gleichberechtigung von Stadt und Land.

In diese Zeit und in dieses Umfeld kehrt im Juli 1814 der 24-jährige Kunstmaler  Georg Rudolf König in die Schweiz zurück, nachdem er sich vier Jahre bei Jacques-Louis David in Paris hat ausbilden lassen. Die Lage in Frankreich war nach dem Sturz Napoleon zu unsicher geworden..

Rudolf lässt sich in Unterseen bei Interlaken nieder, dem Ort, wo er mit seinen Eltern und Geschwistern die Jugend verbracht hat. Dort gerät er in die Wirren des Oberländer Aufstandes gegen die reaktionären Kräfte in Bern. Er beteiligt sich an einer Petition an den Rat mit der Forderung von Gleichstellung von Stadt und Land und dem Verzicht Berns auf die Waadt und den Aargau.

Die Folgen sind eine Welle von Verhaftungen und die militärische Besetzung von Thun, Interlaken und anderen Teilen des Oberlands. Mit anderen Patrioten. erhält der junge König eine Zuchthausstrafe. Im Gefängnis erkrankt er schwer. Das Urteil wird daraufhin auf strengen Hausarrest gemildert, und er verbringt sechs Monate in Bümpliz im Krankenbett. In langen Gesprächen setzt er sich mit seinem Vater, ebenfalls ein Kunstmaler, über die gesellschaftlichen Verhältnisse in seiner Heimat und die Aufgabe der Kunst in der Politik auseinander.

Doch die Krankheit nimmt einen unglücklichen Verlauf. Rudolf König stirbt im Juni 1815, erst 25-jährig, als unvollendeter Künstler.

Buchbesprechung durch den Historiker Dr. Jürg Stüssi-Lauterburg

111 Seiten
Hardcover gebunden
1. Auflage August 2022
Illustrationen: Dario Benigno, Zürich
Satz und Cover: Stefan Wegmüller, atelierste.net, Basel

7 Bewertungen für Rudolf König, Unspunnen und die heile Welt

  1. Sven Wahrenberger

    Ich finde es ein sehr gelungenes Werk und bin beeindruckt, wie es Werner Adams gelingt, den ganzen Text hindurch immer wieder sehr ebenso rührende wie aussagekräftige Szenen und Beschreibungen mit dem sterbenden Rudolf und dessen Vater darin einzubauen.
    Dabei erweist sich auch das immer wiederkehrende Bild von Pompeji, das in Rudolfs Zimmer hängt und für die Vergänglichkeit des Irdischen steht, als sehr symbolstark.
    Mir gefällt, wie Vater und Sohn bei ihren Gesprächen stets “an ihrem Bild vom jeweils anderen arbeiten” und das sowohl wörtlich (Portrait-Malerei) als auch symbolisch gedeutet werden kann (Diskussion über unterschiedliche Weltanschauungen; Überzeugungen und Motivation des jeweils anderen ergründen).
    Das Buch endet literarisch in einer Tragödie, in welcher der Vater einerseits zur Überzeugung gelangt, dass die alten, von den Patrizierfamilien getragenen Herrschaftsstrukturen in Bern im Endeffekt nicht seinen Idealvorstellungen entsprechen und andererseits, dass er von denselben Patrizierfamilien getäuscht und für ihre Zwecke als Maler instrumentalisiert worden ist. Umso schlimmer für ihn ist die Tatsache, dass sie auch grosse Mitschuld am nahenden Tod seines Sohnes tragen, den er am Anfang für einen Rebellen gehalten hat.
    Das alles erweist sich am Ende als grosse Täuschung / Enttäuschung für den Vater.
    Lieber Werner, ich gratuliere dir zu diesem schönen, ergreifenden und spannenden Buch und danke dir, dass du es mir geschenkt hast und ich es lesen durfte.

  2. Theo Ritz, Epsach

    “…. die Klinge geschliffen, scharf und tödlich, wie seine Worte gegen unsere Vorgesetzten.”
    So steht es am Anfang Ihres Buches. Eine scharf recherchierte und in klare Worte gefasste Zeitgeschichte aus einer gar nicht so lange vergangener Zeit, die immer wieder mit grosser Wucht in die Gegenwart auflodert.
    Vielen Dank für Ihr spannend geschriebenes und auf eine ganz besondere Weise erhellendes Buch zu den turbulenten Jahre rund um den Wiener Kongress und kurz vor Waterloo. Damals hatten seit kurzem der Rat der Patrizier wieder das Sagen über die Landschaft Bern an sich gerissen.
    Sie beschreiben in eindrücklicher Weise anhand des Kunstverständnisses von Vater und Sohn, wie die ‘Neue französische Lebenssicht’ an der sogenannten heilen und mörderischen Welt der stadtbernischen Obrigkeit rieb.
    Parallelen zu HEUTE drängen sich natürlich auf. Nochmals vielen Dank für diese eindrücklichen Einblicke.

  3. Fässler Karl und Lydia

    Lydia und Karl
    Werner Adams erzählt in anschaulicher Sprache die Zeit des Oberländer Aufstandes. Der junge Rudolf König gerät nach seinem Aufenthalt in Paris in diese politischen Wirren. Ihm ist aber seine Kunst wichtiger: «Es gibt die Welt des Betrachtens und die Welt des Erlebens. Ich zeichne, was ich fühle und empfinde!» sagt er zu seinem Vater, der diese Haltung nicht nachvollziehen kann. Werner Adams gelingt es, diesen Diskurs und aber auch die Annäherung zum todkranken Sohn eindrücklich und spannend zu beschreiben.

  4. Kläus Erny

    Respekt! Die hervorragende Recherche in der Geschichte des frühen 19. Jahrhunderts zeit einem Ostschweizer die damalige Welt im “bhäbigen” Bern recht deutlich: greifbar, ehrlich real. Die menschlichen Zusammenhänge, die sich aus den Wirren ergeben haben, bleiben tief. Die Gespräche zwichen Vater und Sohn sind sehr eindrücklich geschildert. Sie bleiben als echte Bereicherung in Erinnerung beim Leser.

    Herzlichen Dank!

    Kläus

  5. Kurt Oberli

    Ich habe Ihre spannend und tragische Geschichte um den jungen Kunstmaler Rudolf König interessiert verfolgt. Schön, wie Sie diese dunkle Bernerzeit in den Gesprächen zwischen Vater und Sohn König widergegeben und aufgezeigt haben.
    Das isch es schwarzes Stück Bärner-Gschicht gsi.
    Ds Eidgenössische Schwingfescht z Prattele – bestimmt ou e Folg vom ursprüngleche Unspunnefescht – isch friedlech, volkstümlech u spannend verloffe, ou we ds Tüpfli uf e I us Bärnersicht gfählt het.
    Härzlechi Gratulation zu Öiiem “Rudolf König, Unspunnen und die heile Welt”.

  6. Marianne Odok

    Mit jedem Buch von Werner Adams lerne ich ein neues Stück Geschichte kennen. Damit Geschichte nicht nur eine Ansammlung von Daten wird, braucht es Autoren, um sie uns näher zu bringen. Das gelingt Werner Adams in diesem Buch auf einzigartige Weise.

    Nachdem ich schon vor Monaten gehört hatte, dass die Geschichte von einem Künstler handelt, war ich sehr gespannt darauf, da ich selber als Künstlerin tätig bin. Das Buch ist in jeder Hinsicht gelungen, mit Hintergrund, Mittelgrund und Vordergrund.
    Der Hintergrund: Die politischen Umwälzungen anfangs des 19. Jahrhunderts.
    Der Mittelgrund: Die sozialen und gesellschaftlichen Zwänge im Kanton Bern.
    Der Vordergrund: Die Hauptpersonen des Romans, Franz Niklaus und Georg Rudolf König, und der Geruch von frischer Ölfarbe.

    Ich habe das Buch genau in der Zeit gelesen, als ich im gesundheitlichen Hausarrest war. Zum Glück leben wir nun in anderen Zeiten!

  7. Benedikt Arnold

    Nun hatte ich endlich auch Zeit dein Manuskript zu lesen und ich bin sehr froh, dass ich die Ehre hatte.
    Es ist wirklich eine große Freude gewesen, habe es heute an einem Tag verschlungen. Dein „Setting“ geht absolut auf, die Konzentration auf zwei Figuren und einen Schauplatz funktioniert wunderbar – es ist wie ein Kammerspiel und ich hatte das Gefühl, als Leser die ganze Zeit dabei sein zu dürfen. Du erzählst das alles sehr stringent und nachvollziehbar, die beiden Charaktere werden plastisch!

    Mir hat sehr gefallen, wie hier (um eine Jahrhundertwende, die das ja vermutlich verstärkt) zwei Generationen mit unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben, der Kunst und dem Lieben aufeinandertreffen.
    Gewissermaßen ist deine Geschichte durch den Hausarrest ja wirklich uns allen ganz nah zurzeit mit Lockdowns und Ausgangssperren. Da ist man gezwungen, sich mit sich selbst und dem „Wesentlichen“ auseinander zu setzen. Ich mochte auch sehr den Blick in die ferne, zerfallene Vergangenheit von Pompeji, einer toten Vergangenheit (“Wo kein Leben ist, kann auch kein Sterben sein“) im mehrfachem Sinne, als zerstörte Stadt und auch als „nicht-lebendiges“ Gemälde. Das macht alles ganz viele Assoziationsräume auf – auch in Wechselspiel mit dem gerade entstehenden, im Werden bestehenden Porträt des Vaters, der dadurch aber auch in eine Vergangenheit gesetzt wird – ent-lebendigt wird… Ich stelle mit beim Lesen viele Fragen zum Wesen der Kunst und denke, dass wir heute natürlich noch ein paar Gedankengänge weiter sind als die Protagonisten deiner Geschichte: Es geht ja heute weder darum, die Wirklichkeit beschönigt darzustellen noch sie wahrhaftig darzustellen.

    Du siehst, ich bin mal wieder zum Grübeln angeregt 🙂 Vielen Dank! Es war eine Freude.

    Bene

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