Die Reise-Tagebücher von Albrecht Friedrich May aus den Jahren 1794 – 1806
Im Staatsarchiv des Kantons Bern und der Burgerbibliothek Bern liegen 21 Tagebücher des Berners Albrecht Friedrich May. 13 davon habe ich bisher transkribiert, die ich Ihnen hier vorstellen möchte.
May ist ein hervorragender Beobachter und sehr authentischer Schreiber. Er schreibt und berichtet uns aus einer Zeit, die 230 Jahre vergangen ist – es ist die Zeit vor und während der Französischen Revolution. Hinzu kommt die Besonderheit, dass er die Welt mit den Augen eines jungen Menschen jener Zeit anschaut – eine einmalige Art für uns heute, diese Epoche Schweizer- und europäische Geschichte zu erfahren.
Ich habe die Schreibweise unserer heutigen Sprache angepasst, damit Mays Berichte leicht zu lesen sind. Wo nötig habe ich Fussnoten hinzugefügt.
Bei seinen Schweizerreisen besucht er viele Orte, die wir auch heute noch gut kennen und schätzen. Er spricht mit Einheimischen und erzählt, was sie drückt und beschäftigt.
Hier ein kleiner Auszug aus dem Tagebuch „May O“ aus dem Jahr 1795. Der 22-jährige schreibt:
„Schon im Frühjahr hatte ich mit R. verabredet, diesen Sommer eine Reise in die benachbarten Kantone zu machen. Hierauf bekamen wir noch einen Reisegefährten an F., der sich erst nachher entschloss, diese Reise mit uns zu machen. Wir suchten nun einen Führer, der uns zugleich unser weniges Gepäck tragen sollte, und fanden ihn in Johannes Stoller aus Grindelwald, zu Thun wohnhaft.
Bedürfnisse zu einer solchen Reise.
Die bequemste Kleidung für Bergreisen ist ein paar starke, doch nicht allzu schwere Schuhe mit Nägeln, lange Hosen von Zwilch, kurze nur bis über die Knöchel gehende Strümpfe und schwarze Halbgetern (Gamaschen). Dazu eine Sommerveste und ein tüchenes Kleid, samt einem Paar dicken ledernen Handschuhen und einem 5 Fuss langen Stock mit einer eisernen Spitze. – Dieses war auch unsere Kleidung. In einem Habersack trug unserer Führer für jeden 2 Hemden, 3 Paar Strümpfe, 2 Schnupftücher, eine Nachtmütze und ein Paar Schuhe. Überdies hatten wir einen Schreibzeug, ein Fernrohr, Bürste, Kamm, Nadeln und Faden. Ein mit Stroh umflochtenes Fläschlein voll Kirschenwasser und ein kleines Büchschen mit Tee leisteten uns auch gute Dienste.
Bei seinen Reisen nach Deutschland, Frankreich, Holland und Italien führte er stets verschiedene Empfehlungsschreiben mit sich, die ihm Besuche bei bekannten Persönlichkeiten erlaubten, über die er dann auch ausführlich berichtet. Kultur, Technik, Militärisches, Bildende Kunst, Theater, Landbau und soziale Fragen interessierten ihn gleichermassen, und wer ihn liest, staunt über sein profundes Wissen.
Gerne schicke ich Ihnen eines oder mehrere Tagebücher als PDF per Mail oder per Post. Pro Tagebuch fände ich einen Unkostenbeitrag von Fr. 7.- / Stk. angemessen + ggf. Fr. 1.- Postporto.
Ich möchte keine Rechnungen schreiben und bitte um Voraus-Zahlung per Twint, per PayPal mit Nennung der Nummer des Tagebuches oder teilen Sie mir Ihren Wunsch per e-Mail auf info@werneradams.ch mit. Dies gilt dann als Bestellung. Der Versand erfolgt umgehend und zuverlässig.
Die einzelnen Reise-Tagebücher sind:
May 0 Reise zu Fuss durch verschiedene Kantone der Schweiz, Sommer 1795 (Quelle: Burgerbibliothek Bern)
(53 Seiten: Berner Oberland, Haslital, Grimsel, Furka, Urseren, Reusstal, Altdorf, Vierwaldstättersee, Luzern, Stans, Küssnacht, Rigi, Zugersee, Zug, Ägeri-Sattel, Einsiedeln, Etzel, Lachen, Glarus, Klöntal, Pragel, Schwyz, Brunnen, Engelberg, Brünig, Brienz)
May 1 Beschreibung einer Reise zu Fuss durch einen Teil von Pays de Vaud, Jura Vaudois, Teil I (1794-1795)
(12 Seiten: Nyon, Saint-Cergue, La Cure, Les Rousses, Vallée de Joux, Les Charbonnières, Le Pont, Vallorbe)
May 2 Beschreibung einer Fussreise durch das Gros-de-Vaud und einer Kutschenreise von Nyon nach Genf, Teil II (1794-1795)
(13 Seiten: Orbe, Yverdon, Chardonnay, Aubonne, Nyon, Coppet, Genf und Carouge (das 1794 noch französisch war))
May 3 Beschreibung einer Reise zu Pferd durch einen Teil des Aargaus und des Luzerner Gebiets (1794-1795)
(9 Seiten: Schöftland, Rued, Lenzburg, Knutwil, Brittnau, Kloster St. Urban, Burgdorf, Krauchthal)
May 4 Tagebücher der Reise nach Jena und Aufenthalt (1796)
(25 Seiten: Jena, Weimar, Leben als Jurastudent – Kontakte u.a. zu Wieland, Goethe, Fichte, Hufeland, Ch. G. Schütz)
May 5 Beschreibung einer Reise von Jena nach Dresden (1796)
(78 Seiten: Bad Köstritz, Gera, Schmölln, Waldenburg, Schandau, Chemnitz, Freiberg (Bergbau), Tharandt, Dresden, Festung Königstein, Pirna, Pillnitz, Meissen, Leipzig, Naumburg)
May 6 Reise von Jena über Wittenberg nach Berlin und Dessau zurück (1797)
(47 Seiten: Wittenberg, Potsdam mit Sanssouci, Berlin, Park Wörlitz, Dessau, Halle, Merseburg, Naumburg)
May 7 Reise von Jena über Hamburg und durch Holland nach Paris (1797)
(58 Seiten: Halberstadt, Braunschweig, Lüneburger Heide, Lüneburg, Hamburg, Harburg, Bremen, Oldenburg, Groningen, Amsterdam, Haarlem, Den Haag, Antwerpen, Brüssel, Lille, Montmartre-Paris)
Briefe aus dem Krieg von 1798 (Quelle: Burgerbibliothek Bern)
(4 Briefe an seinen Vater. Als Aide-Major der Berner Artillerie steht May im Februar/März 1798 in Murten und Gümmenen zur Abwehr des französischen Angriffs auf die Eidgenossenschaft. Sein letzter Brief datiert 2 Tage vor dem Fall Berns)
May 8 Tagebuch auf einer Reise nach Paris (1799)
(56 Seiten: Paris. Reise mit Pierre-Maurice Glayre, Minister der Helvetischen Republik. Treffen mit Talleyrand und anderen Persönlichkeiten in Paris)
May 9 Tagebuch einer Fussreise in die östliche Schweiz (1801)
(44 Seiten: Aarau, Baden, Zürich, Albispass u. Üetliberg, Winterthur, Frauenfeld u. Kefikon, Andelfingen, Schaffhausen u. Rheinfall, Stein a. Rh., Konstanz, Rorschach, Appenzeller-Land, St. Gallen, Lichtensteig, Wattwil, Wildhaus, Grabs, Sargans, Ragaz u. das Bad in der Tamina Schlucht, Chur, Thusis u. Viamala, das Rheinwald, über den Valserberg nach Vals, Truns, Disentis, Oberalp, Urseren, Schöllenen, Wassen, Susten, Brienz, Unterseen, Thunersee)
May 10 Tagebuch während einer Reise in Italien: 1. Teil (1802)
(97 Seiten: Gotthardpass im Winter, Mailand, Genua, Livorno und Florenz – Besuch von Baudenkmälern, Museen, Gemäldegalerien, Theater- und Opernaufführungen)
May 11 Tagebuch während einer Reise in Italien: 2. Teil (1803)
(94 Seiten: Rom und Aufenthalt daselbst – Besuch von Baudenkmälern, Museen, Gemäldegalerien, Theater- und Opernaufführungen)
May 16 Reise nach München (1806)
(59 Seiten: Delegation zur Amtseinsetzung König Maximilian I von Bayern als Adjutant des Gesandten der Eidgenossenschaft Schultheiss Niklaus Rudolf von Wattenwyl)
Den Link zu den „Theater-Tagebüchern“ von Albrecht May finden sie hier